Sprache dient dem Menschen von jeher als Werkzeug. Sie ist in der Lage Informationen wie auch Emotionen zu vermitteln und Menschen zu einen. Es können sich auch einzelne Dialekte ausbilden, die sich meist regional zuordnen lassen. Eine Stufe weiter noch findet man gar Soziolekte, die einem kleinen Kreis von Menschen einer Stadt oder gar eines Stadtteils zuzuordnen sind. Um einen solchen Soziolekt handelt es sich bei Münsters „Ganovensprache“ Masematte. Heute sind es nicht mehr viele, die dieser alten Sprache der Händler, Gaukler, Gauner und Ganoven noch vollends mächtig sind.
Historischer Hintergrund
Ursprünglich handelt es sich bei Masematte um eine kodierte Art verbaler Kommunikation, die es den Bemächtigen erlaubte —abseits der gespitzen Ohren der kaiserlichen Gendarmerie — ihren Geschäften nachzugehen. Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts feilschten und flüsterten die Bewohner von Kuhviertel, Sonnenstraße, Pluggendorf und Herz-Jesu („Klein Muffi“) in diesem gar sonderbaren Dialekt. Ein wilder Mix von rund 500 Vokabeln aus Rotwelsch, Jiddisch, Romani und Münsterländer Platt bildete die Basis von Masematte. Während der Zeit des Nationalsozialismus gerieten leider auch die typischen Masematte-Viertel in Münster ins Visier der Nazis und die dort größtenteils lebenden Juden, Sinti und Roma wurden in Lager deportiert. Die spätere Bombardierung Münsters tat ihr Übriges, dass nur noch selten Masematte „rackewelt“ (gesprochen) wurde. Doch so wie die Münsteraner ihre Stadt und den Prinzipalmarkt nach dem Ende des 2. Weltkriegs wieder aufbauten, versuchten sie auch Masematte am Leben zu erhalten. Und so alt wie die mittlerweile fast sagenumwobene Sprache auch ist, tot ist sie bei weitem nicht.
Die Kunst der täuschenden Ausdrucksweise
Im Kern geht es bei Masematte also darum, die phonetischen und morphologischen Aspekte von Wörtern zu verändern, um eine völlig andere Interpretation zu schaffen. Dies kann das Umstellen von Silben, das Hinzufügen oder Weglassen von Buchstaben oder das Verwenden von Reimschemata beinhalten. Die Kunst liegt darin, Sätze zu formulieren, die eine kohärente Fassade bewahren, dabei aber nur diejenigen, die mit dem Code vertraut sind, die eigentliche Absicht hinter den Worten erkennen lassen.
Im Wandel der Zeit
Über die Generationen hinweg hat sich der Soziolekt erfolgreich in den alltäglichen Sprachgebrauch der Münsteraner eingenistet. Oftmals fallen unbemerkt Worte wie Leeze, Lowine, Meimel oder Maloche und so halten viele Menschen die Sprache am Leben, ohne es zu wissen. Da Masematte schon damals eine eher gesprochene als geschriebene Sprache war, ist sie somit auch heute noch sehr lebendig. Durch die Kombination einzelner Wörten lassen sich so auch neuzeitliche Begriffe wie Fast Food Restaurant, Fernseher oder Handy in Masematte übertragen: „Tackoachilkabache“, „Kneisterkasten“ und „Palaverknochen“. Ganz einfach eigentlich…
Die moderne Wiederbelebung
Im heutigen digitalen Zeitalter ist das Konzept von Masematte nicht auf die Geschichte beschränkt. Obwohl die ursprüngliche Verwendung möglicherweise abgenommen hat, haben die Prinzipien der sprachlichen Manipulation neue Wege gefunden, insbesondere in Online-Communitys und Subkulturen. Internet-Slang, Memes und codierte Sprache, die in digitalen Räumen verwendet werden, lassen sich oft von der Verspieltheit und Subversion inspirieren, die in Masematte stecken. Die Entschlüsselung erfordert ein geschultes Gehör und oft Sinn für Humor. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal von Münster. Danke dafür: Masematte lebt.
Masematte – Online Lexikon zum nachkneistern
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Wie „universell“ Masematte ist, zeigt uns auch „The Helmut“, der einen ganz Song voll mit Masematte Begriffen gespickt hat:
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