Vorher Kohlenbunker – nun Fernwärmespeicher

Fernwärmespeicher Münster

Grau, rund, 30 Meter hoch und zu großen Teilen mit Efeu bewachsen. Jeder kennt den ehemaligen Kohlebunker des alten Heizkraftwerks am Ende des Hafenbeckens. Heute dient er als Fernwärmespeicher für die Stadt. Er stammt jedoch noch aus einer Zeit, in der reges, industrielles Treiben auf dem Wasser des Stadthafen 1 herrschte.

Ein kurzer Rückblick in alte Zeiten

Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts erbaut, war der Hafen mehr als 100 Jahre lang Umschlagplatz für jährlich hunderte tausend Tonnen Waren und Güter. Wo vornehmlich Baustoffe von den Kähnen gelöscht wurden, gehörten noch bis Mitte der 2000er auch Kohlenschiffe zum regelmäßigen Bild des Stadthafens. Über den heute noch existierenden Kran, welcher mittlerweile unter Denkmalschutz steht, wurden Tonnen von Kohle in den damaligen Kohlenbunker geladen, mit der das angrenzende Kraftwerk befeuert wurde.

Hafen Münster 1916 Kohle

Neue Zeiten, neue Aufgaben.

Mit dem Bau des heutigen Gasturbinenkraftwerks im Jahr 2005 endete jedoch die Ära der Kohle in Münster für alle Zeiten und der ehemalige Kohlebunker wurde im ersten Moment nutzlos. Ein Abriss des großen Betonklotzes wäre aufwendig und teuer gewesen, doch in der Schublade gab es schon einen Plan für eine nachhaltige Nutzung als Fernwärmespeicher. Der Bunker wurde entkernt und komplett gesäubert. Im selben Jahr erfolgte die Installation von vier geschweißten Stahlbehältern, Rohleitungen sowie weiteren betriebsnotwendigen Komponenten. Nun war der Speicher bereit für seine neue Aufgabe. Die Stadtwerke waren dabei damals mit die Ersten, die ein solches System in Deutschland installierten. Gespeist wird er mit der Fernwärme des GuD-Kraftwerks, die als Nebenprodukt bei der Stromproduktion entsteht. Was aber Windkraftanlagen in der Nordsee und Solaranlagen in der gesamten Bundesrepublik mit dem grauen Riesen zu tun haben, erklären wir euch jetzt:

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Graue Schale, Grüner Kern.

Bei der Stromproduktion in Deutschland setzt man mehr und mehr auf Strom aus erneuerbaren Energiequellen. Dazu zählen in erster Linie Windkraft- und Solaranlagen. Sie ergänzen, dank des immer weiter fortschreitenden Ausbaus solcher Anlagen, mehr und mehr die Stromproduktion aus konventionellen oder fossilen Energiequellen wie Öl und Gas. Nun haben diese Anlagen die Eigenheit, dass ihre Leistung je nach Wetterlage ab- aber auch zunimmt. So kann es passieren, dass bei bundesweitem Sonnenschein und steifer Briese an Nord- und Ostsee zu einer plötzlichen Überproduktion kommen kann, die Netzstabilität beeinträchtigen kann.

Grundsätzlich schreibt der Gesetzgeber vor, dass erneuerbare Energiequellen erst nach konventionellen Anlagen abgeschaltet werden dürfen. Da beispielsweise Kohle- und Gaskraftwerke jedoch nicht von jetzt auf gleich herunter geregelt werden können, haben die Netzbetreiber die Möglichkeit, zusätzliche Verbraucher dazu zu schalten, um den produzierten, grünen Strom in Wärme umzuwandeln und zu speichern. Und hier kommt nun unser Fernwärmespeicher am Stadthafen 1 ins Spiel.

Hinter der begrünten Betonwand befinden sich fünf große Tanks, die zusammen gut 8 Mio. Liter Wasser fassen. Vier dieser Tanks speichern in verbrauchsschwachen Zeiten die Abwärme des angeschlossenen GuD-Kraftwerks mittels Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Bei erhöhtem Bedarf, beispielsweise in den Morgenstunden, wird dann das erhitzte Wasser ins Fernwärmenetz eingespeist.

Der ebenfalls im Wärmespeichergebäude platzierte und wesentlich kleinere Behälter hingegen funktioniert wie ein riesiger Tauchsieder. Der sogenannte Elektrodenkessel nutzt den überschüssigen Ökostrom aus den Wind- und Solarparks und speichert ihn in Form von Wärme. Die 20 Megawatt starke Power-to-Heat-Anlage funktioniert im Grunde wie ein harmloser Wasserkocher, nur eben 10.000 mal leistungsstärker. Das erhitzte Fernwärmewasser kann dann ebenfalls im großen Wärmespeicher eingelagert werden oder direkt in das Fernwärmenetz eingespeist werden, wobei die Anlage meist nur wenige Minuten aktiv ist. Sobald die konventionellen Erzeuger ihre Leistung gesenkt haben, wird der Ökostrom wieder ins Stromnetz und damit direkt an euch weitergegeben.

Hier könnt ihr euch noch einen Ausschnitt von „Münster Above“ , unserem Kinofilm aus dem Jahre 2018 zusammen mit den GermanRotorCam Seegers, ankneistern und das ganze Areal nochmal von oben sehen:

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