Moderne Technik für historische Leuchten

Im Jahr 1854 erhellten die ersten Gasleuchten die Straßen und Gassen in Münster. Ganze 3.000 waren es dann zu Hochzeiten und die hielten die Laternenmänner in ihren Revieren ganz ordentlich auf Trab, mussten sie doch stets ihre einwandfreie Funktion sicherstellen. Erst 100 Jahre später waren die Gaslaternen dann größtenteils den elektrischen Lampen gewichen, wobei die Umrüstung im ganzen Stadtgebiet auch gut 50 Jahre gebraucht hat. Heute glimmen noch 22 der historischen Überbleibsel im Kuhviertel und verbrauchen jedes Jahr soviel Gas, wie die gleiche Zahl an Einfamilienhäusern mit ca. einhundert Quadratmetern Wohnfläche. Viel Einsparpotential dachten sich die die Straßenbeleuchtungsexperten von Stadt Münster und der Stadtnetze Münster. Man entschied, die altehrwürdigen Leuchten in ihren wohlverdienten Ruhestand zu schicken, um moderner LED-Technik Platz zu machen. Ein echter Generationswechsel.

Historische Optik bleibt erhalten

Selbstverständlich kann man diese alten Leuchter nicht einfach gegen moderne, kalte Designstrahler aus Edelstahl und Glas ersetzen. Das Erscheinungsbild bleibt nahezu unangetastet und wenn man es nicht wüsste, würde man die Umrüstung vermutlich gar nicht bemerken. Denn auch die Lichtstimmung bleibt erhalten und so tauchen auch die modernen LED-Leuchten die gemütlichen Gassen des Kneipenviertels wohl auch die kommenden hundert Jahre in warmes, orangefarbenes Licht.

Gemeinsam mit dem Amt für Mobilität und Tiefbau ersetzen die Stadtnetze nun seit Mitte Juni 2023 nach und nach alle verbliebenen Gasleuchten. Hierzu sind vorbereitende Baumaßnahmen notwendig, da die alte Gasversorgung fachgerecht abgestellt und die Stromversorgung hergestellt werden muss. Ein einmaliger Schritt, der langfristig sehr viel Geld und Zeit einsparen wird, da die aufwändige Wartung der alten Gasleuchten nun entfällt. So musste beispielsweise einmal jährlich die Dichtigkeit der Gasversorgung jeder einzelnen Leuchte durch einen Anlagentechniker geprüft und gewährleistet werden. Sinnvoll, aber lästig und kostenintensiv. Die Umrüstungsarbeiten in der Kreuzstraße finden aus Rücksichtnahme auf die Außengastronomie erst in den kommen Wintermonaten statt.

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Immense CO²-Einsparung

Die für uns beeindruckendste Kennziffer ist die Einsparung von 72 Tonnen CO² pro Jahr. Eine riesige Menge, vor allem gegenüber dem relativ geringen Aufwand. Und da die Straßenbeleuchtung der Stadt Münster mit zertifiziertem Ökostrom betrieben wird, wird auch das Kuhviertel ab 2024 vollständig klimaneutral erhellt. Da schmeckt’s Bierchen und der Tango gleich nochmal so gut. Übrigens verdankt die Brauerei „Pinkus“ ihren Namen auch ein wenig den alten Gaslaternen. So geschah es rund um das Jahr 1912, dass Carl Müller, Urenkel des Brauereigründers, mit Freunden einen sehr feuchtfröhlichen Abend im „Bullenkopp“ zubrachte. Auf dem Heimweg dann meldete sich die menschliche Natur und aus der kleinen Pinkelpause unter einer Gaslaterne auf der Promenade, entstand ein regelrechter Wettkampf. Ein kleines Mäuerchen und gutes Zielvermögen auf die Gaslampe taten ihr übriges und so erhielt Carl Müller seinen Spitznamen „Pinkulus“, welcher sich im Verlauf der Jahre auf „Pinkus“ verkürzte. Diesen ließ er sich später sogar in den Pass eintragen, denn „Carl Müllers gibt’s so viele, Pinkus ist einmalig!“

Vollständige Umrüstung auf LED

Der sukzessive Tausch aller anderen Leuchtmittel in Straßenlaternen wie beispielsweise Quecksilber-, Natriumdampf- oder Halogenlampen, läuft bereits seit 2015. Die derzeitige Planung sieht vor, jedes Jahr 1.200 Laternen umzurüsten. Zur Zeit werden bereits 30% aller Laternen im Stadtgebiet mit LED betrieben, was trotz steigender Anzahl der Leuchten (+12%) den Energiebedarf um 30% senken konnte.

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